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Der Einfluss großer Klimaereignisse auf die Nahrungsproduktion im geschichtlichen RückblickIn extremen Fällen können Schäden durch das Klima zu schweren Folgen für die Gesellschaft führen. Hinzu kommen dann die Auswirkungen der Stresssituation.
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Kartoffeln waren auch die Währung, auf die sich die Bauern verließen um die Pacht an die Landbesitzer zu zahlen. Diese vertrieben Hunderttausende von Bauern, denen letztlich kaum eine andere Wahl blieb, als nach Amerika oder in andere englischsprachige Länder auszuwandern. Diejenigen, die von den verrotteten Feldfrüchten aßen, erkrankten und ganze Ortschaften wurden von Cholera und Typhus dahingerafft. Viele wanderten auf überfüllten Schiffen aus und starben während der Fahrt. Die irische Hungersnot der Jahre 1846-50 forderte etwa eine Million Menschenleben als Opfer von Hunger und Krankheit. Sie veränderte die soziale und kulturelle Struktur von Irland, Großbritannien und den Vereinigten Staaten erheblich.
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Die Hungersnot in Bengalen von 1943Fast 100 Jahre nach der Kartoffel-Hungersnot in Irland sorgte ein anderer Pilz, Bipolaris oryzae, für eine Hungerkatastrophe. Der Pilz befällt Reis und führt zu braunen Flecken. Im seinerzeit noch britisch regierten Bengalen (heute Nordostindien und Bangladesh) waren in den Jahren 1942 und 1943 die Wetterbedingungen ideal, um eine Epidemie zu ermöglichen. Der Verlust war extrem. Oft wurden 90% der Reispflanzen völlig vernichtet. Unterernährung und Hunger führten zum Tod von über zwei Millionen Menschen. Bengalen war 1942 von mehreren schweren Wetterereignissen betroffen. Ihnen folgte die Besetzung von Burma (Myanmar) durch die Japaner. Von dort aus wurde nunmehr kein Reis mehr importiert, sodass es zu einem schwerwiegenden Nahrungsmangel kam und der großen Hungersnot 1943. |
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Auch ökonomische Faktoren trugen zu der Katastrophe bei. Die Wirtschaft befand sich im Stadium einer kriegsbedingten Inflation. Bauern und Landarbeiter waren benachteiligt, da sie ihren Hauptverdienst während der Erntezeit erzielten, bevor die Preise zu klettern begannen. Da ihr Arbeitslohn folglich weit hinter dem Preisanstieg zurücklag, waren sie kaum in der Lage, überhaupt Nahrung zu kaufen.
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Jüngere Ereignisse in den USAIn den letzten drei Jahrzehnten waren Ernteverluste auf Grund ungünstiger Extremwetterereignisse in den USA deutlich spürbar. Allerdings geschahen sie in einem Staat, in dem die Agrarindustrie sehr vielfältig ist, sodass ein Leiden für die Bevölkerung bei weitem nicht in dem Maße zu spüren war, wie in den oben beschriebenen Fällen. Extremereignisse treten in jeder landwirtschaftlich genutzten Region des Landes auf, in manchen Gebieten sogar jährlich. Dürren trafen das Land vor allem im ersten Teil dieser Periode, Fluten dominierten in den 90er Jahren. Die schwersten wetterbedingten Schadensfälle für die Landwirtschaft waren die Dürre von 1988 und die Flut von 1993.
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Die Dürre 1988Eine schwere Dürre traf im Jahr 1988 den mittleren Westen der USA. Sie begann in der ersten Hälfte des Frühjahrs und setzte sich fast über den ganzen Sommer fort, begleitet von ungewöhnlich hohen Temperaturen. Sie breitete sich weiter auf die zentralen und südöstlichen Teile der Vereinigten Staaten aus, mit negativen Konsequenzen für die Landwirtschaft, die Wasservorräte, den Transportsektor, den Tourismus wie für die Umwelt. Die Ernteerträge fielen um etwa 37% und erforderten eine 3 Milliarden US Dollar umfassende Ausgleichszahlung an die betroffenen Farmer.
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Auch Landplagen machten sich breit. Die gemeine Spinnmilbe (tetranychus urticae) befiel im ganzen mittleren Westen die Sojabohnen. Die Schädigung fiel in die kritische Wachstumsphase. Etwa 3,2 Millionen Hektar Land wurden mit Insektiziden besprüht, um die Milben unter Kontrolle zu bringen. Allein die Verluste der Farmer in Ohio werden auf 15-20 Millionen US-Dollar geschätzt. (3,2 Mio. ha = 32.000 Quadratkilometer qkm, zum Vergleich die Fläche der Schweiz: 41.300 qkm)
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Die trockenen Bedingungen ließen den Wasserstand im Ohio River und im unteren Flusslauf des Mississippi schon gegen Ende Mai sinken. In der Sommermitte war der Schiffsverkehr auf den größten Flüssen der USA stark beschränkt. In der Nähe der Stadt Cairo/Illinois fiel der Wasserstand Mitte Juni unter acht Fuß (etwa 2,50 m). Durch den niedrigen Durchfluss wurde die Erzeugung von Wasserkraft um 25% gemindert. Das Freizeitgewerbe in den Fluss- und Seengebieten büßte 15% ein und Salzwasser drang vom Golf von Mexiko bei New Orleans aus 105 Meilen stromaufwärts in den Mississippi vor.
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Die Flut von 1993Die Flut in den Sommermonaten 1993 betraf 41.400 qkm Farmland, eine Fläche von der Größe der Schweiz. Am stärksten betroffen waren Nebraska, Iowa und Michigan. Im Juli erreichte der Gipfel der Flut St. Louis. Der Missouri brach frühere Rekorde. Über 44.000 qkm Nutzpflanzen wurden geschädigt. Der Verlust wurde auf 3 Milliarden US-Dollar geschätzt. Nothilfemaßnahmen verschlangen über 200 Millionen US Dollar. Zudem bereitete die überschüssige Nässe erhebliche Probleme auf den niedrig liegenden Böden Iowas. Die Flut von 1993 brachte zudem eine große Menge an Nitrat und anderer Nährstoffe sowie in der Landwirtschaft genutzte Chemikalien in den Mississippi und damit in den Golf von Mexiko ein. |
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About this page: |
1. Scientific reviewer: Alex de Sherbinin - CIESIN, Columbia University - USA
2. Scientific reviewer: Lily Parshall - Goddard Institute for space studies, Columbia University - USA
Educational reviewer: Emilio Sternfeld - Colegio Virgen de Mirasierra - España
Last update: 12/05/2004
Übersetzung 2004 und letzte Überarbeitung 2007-09-10: Elmar Uherek, MPI für Chemie Mainz