|
Verbrennung von Biomasse an Herdfeuern in AfrikaEinleitung Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung nutzt Brennstoffe, die auf Biomasse beruhen, als Energiequelle im eigenen Haushalt zum Kochen, für die Beleuchtung und zum Heizen. Die Energiequellen sind Brennholz, pflanzliche Abfälle aus der Landwirtschaft (z.B. Maiskolben und Reisstroh), Holzkohle oder Kuhdung. Diese Praxis hat Konsequenzen für die Menschen und ihre Umwelt: |
1. Das heimische Feuer betrifft Menschen wie Umwelt in verschiedener Weise:
|
|
Nach sehr groben Abschätzungen liegen die jährlichen Emissionen von Haushaltsfeuern im Bereich von 17% Kohlendioxid (1500 Tg CO2-C), 13% Kohlenmonoxid (140 Tg CO-C) und 6% Stickstoffmonoxid (2,5 Tg NO-N)* der gesamten weltweiten Emissionen dieser Gase. Hierbei muss jedoch erwähnt werden, dass das meiste Kohlendioxid aus erneuerbaren Quellen stammt.** Dies ist zu 100% der Fall, wenn landwirtschaftliche Abfälle oder Kuhdung verbrannt werden. Es ist oft auch der Fall, wenn Brennholz verwandt wird, aber nicht, wenn Wälder gerodet werden und nicht wieder nachwachsen. |
* Mit der Angabe CO2-C drücken wir aus, dass nur der Kohlenstoffgehalt im Kohlendioxid berücksichtigt ist. Jedes Molekül CO2 hat 44 Masseneinheiten, von denen 12 Kohlenstoff sind und 32 Sauerstoff. Folglich ist eine Masse von 1500 Tg CO2-C gleichwertig einer Masse von 5500 Tg Kohlendioxid..** Mit erneuerbaren Quellen meinen wir, dass eine Pflanze, die abstirbt und verbrannt oder in anderer Weise zersetzt wird, Kohlendioxid an die Luft abgibt. Wenn aber eine artgleiche Pflanze während der nächsten Jahre am gleichen Ort wieder neu wächst, so nimmt diese dieselbe Menge an Kohlendioxid wieder aus der Luft auf, um zu wachsen. Das langfristige Nettobudget an Kohlendioxid ist also nahezu null. |
Studien in Afrika Wissenschaftler besuchten in den Jahren 1995 bis 1999 Haushalte in den Staaten Kenia und Zimbabwe. Sie versuchten, einen Überblick über die gängige Praxis beim Betrieb von Herdfeuern zu gewinnen. Wenn wir ihnen über die Schulter schauen, gewinnen wir nicht nur einen Eindruck davon, wie viel (oder wie wenig) Energie in den afrikanischen Haushalten verbraucht wird, wir erhalten auch Einblick in das tägliche Leben. In ländlichen Regionen ist in der Regel keine Elektrizität verfügbar und Brennholz ist die wichtigste Energiequelle. In den Städten verfügen die meisten festen Häuser über Elektrizität und die Versorgung mit anderen Brennmaterialien wie Kerosin ist sicherer. Oft aber wird Strom nur für die Beleuchtung eingesetzt und Kerosin nur, wenn es keine günstigeren Alternativen gibt. Beide Energiequellen sind teuer und der durchschnittliche Bürger verfügt nur über geringes Einkommen. Kerosin und Flüssiggas scheinen die moderneren und saubereren Energiequellen zu sein. Was sagen die Einheimischen, warum sie kaum eingesetzt werden? |
|
|
Stellungnahmen der lokalen Bevölkerung zu Kerosin und Flüssiggas::
|
Analyse des Brennholzverbrauches Was müssen wir wissen, um in einem Land wie Kenia oder Zimbabwe den Verbrauch an Brennholz abzuschätzen? Hier einige Schlüsselfragen: - Welche Arten von Herden werden typischerweise benutzt und welches Emissionsverhalten weisen sie auf? - Wie viel Feuerholz sammelt eine durchschnittliche Familie? |
|
|
- Wie viel an alternativen Energiequellen werden verwandt? Zum Beispiel pflanzliches Material von der Ernte oder andere Energiequellen wie Holzkohle. 7. links: Gewinnung von Holzkohle in Kenia. Holzkohle ist leichter als Feuerholz und der geeignetere Brennstoff, wenn er über längere Strecken transportiert werden muss. Dies ist insbesondere in dicht besiedelten Regionen und Städten der Fall. |
- Welche saisonale Abhängigkeit besteht für die Brennstoffquellen? Insbesondere Pflanzenmaterial ist oft nur zu bestimmten Jahreszeiten nach der Ernte verfügbar. Eine Befragung zu einer anderen Jahreszeit kann zu gänzlich verschiedenen Ergebnissen führen. 8. rechts: Außer Maiskolben gehören auch Kokosnussschalen und Palmenblätter zu den Pflanzenabfällen, die im Herd verfeuert werden. |
|
|
- Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Bevölkerungsdichte und der Verfügbarkeit von Brennholz? In Regionen, in denen Holz nicht rar ist, brennt das Feuer oft länger, auch noch nach dem Kochen. - Was ist die durchschnittliche Familiengröße? Je größer eine Familie, umso weniger Brennholz wird pro Person benötigt. links: 9. Der Brennholzverbrauch aufgetragen als Funktion der Haushaltsgröße. Die Grafik belegt den sinkenden Verbrauch pro Kopf mit ansteigender Größe des Haushaltes. Quelle: Marufu et al., Domestic Biomass Burning in Rural and Urban Zimbabwe - Part A, 1996. Bitte zum Vergrößern anklicken!
|
Verbrauch in Kenia Der Verbrauch an Brennholz wurde in Kenia auf der Basis einer Befragung von 2200 Haushalten und konkreten Messungen abgeschätzt. Die Studie fand von Januar bis März im Jahr 1997 statt. Ein Haushalt auf dem Land benötigte zwischen 0,8 und 2,7 kg an Brennholz (Durchschnitt 2,14 kg) pro Kopf und Tag. Das Holz ist hier die wichtigste Energiequelle. Weiterhin verbrauchte der typische ländliche Haushalt etwa 0,32 kg an Maiskolben pro Kopf und Tag. |
|
Die städtischen Haushalte verwendeten vor allem Holzkohle und verbrauchten hiervon zwischen 0,2 und 0,7 kg pro Kopf und Tag (Durchschnitt 0,37 kg), aber nur 0,1 – 0,5 kg Feuerholz (Durchschnitt 0,14 kg). Erntereste wurden gar nicht genutzt. Dennoch, obwohl 62% der festen Haushalte in der Stadt mit Strom versorgt waren, nutzten die meisten von ihnen diesen nicht zum Kochen. |
Prinzipiell sind Städte dicht besiedelt. Die Einwohner können kein Brennholz vor der Haustüre sammeln, sondern müssen sich den Brennstoff auf dem Markt kaufen. Holzkohle hat einen weit höheren Energiegehalt pro Gewicht als Holz. Für den Transport in die Stadt hinein ist sie daher besser geeignet. Holzkohle wird jedoch aus Holz gewonnen. Berücksichtigt man den gesamten Herstellungsprozess und spielt der Transport keine Rolle, so ist es effizienter, das Holz direkt zu verbrennen. Die Städte sind in der Regel auch an das Stromnetz angeschlossen, während dies für einzelne Höfe und Dörfer nicht der Fall ist. |
|
Letztere haben hingegen leichteren Zugang zu pflanzlichen Ernteabfällen, zumindest während der Erntezeit. Hierin liegt die Hauptursache des unterschiedlichen Verbrauchsverhaltens in der Stadt und auf dem Land. |
Emissionsstudien: Um die Emissionen eines Holzfeuers in einem Ofen abzuschätzen, müssen wir das typische Brennverhalten eines Feuers kennen. Die folgenden Abbildungen zeigen die Abschnitte eines typischen Feuers und die entsprechenden Emissionen. |
Schwierigkeiten von Extrapolationen Es sind nicht für alle afrikanischen Staaten vergleichbare Studien verfügbar. Es ist auch schwer aus einzelnen solcher Studien in Afrika oder in anderen Entwicklungsländern auf den gesamten afrikanischen Kontinent oder gar andere Regionen in der Welt zu schließen. |
|
In vielen Studien sind die untersuchten Haushalte nicht ausgewogen hinsichtlich verschiedener Landschaftstypen in einem Staat, bezüglich der Jahreszeit oder anderer Umstände. In Zimbabwe z.B. wurde eine Sommerstudie durchgeführt und kam zu den folgenden Verbrauchsraten: 3,2 kg Feuerholz, 1,5 kg Pflanzenreste und 0,2 kg Kuhdung pro Kopf und Tag. |
|
Die Pflanzenreste sind jedoch nicht das ganze Jahr über verfügbar. Den Menschen fällt es schwer zuzugeben, wenn sie Kuhdung verwenden, da dies als Zeichen extremer Armut gesehen wird. Zudem wird in Zimbabwe Holzkohle überhaupt nicht verwandt. Später wurde die Studie auf mehr als ein Jahr ausgedehnt, von Januar 1996 bis März 1997 und verschiedene Landschaften und Städte wurden einbezogen. |
|
Der langfristige Verbrauch im ländlichen Raum wurde zu 1,3 Tonnen Feuerholz pro Kopf und Jahr abgeschätzt (3,6 kg/Tag) und auf 0,07 Tonnen Pflanzenabfälle (0,2 kg/Tag). Es kann folglich geschlossen werden, dass der bei weitem höhere Verbrauch von Pflanzenabfällen lediglich während der entsprechenden Jahreszeit beobachtet wurde. |
|
|
Schätzungen für Zimbabwe Wenngleich Zimbabwe nicht als Muster für alle afrikanischen Staaten fungieren kann, können wir aus den verfügbaren Daten über den grundlegenden Energieverbrauch im weniger entwickelten Afrika lernen. Die Mittelmeerküste und die Republik Südafrika haben einen weitaus höheren Verbrauch. Zimbabwe hatte zum Zeitpunkt der Studie 11,26 Millionen Einwohner (7,64 Millionen im ländlichen Raum, 3,62 Millionen in städtischen Gebieten). |
Die folgenden Emissionen werden für Herdfeuer in Zimbabwe angenommen. In Klammern ist der prozentuale Anteil an den Gesamtemissionen der Landes angegeben.
|
|
|
Dies bedeutet: Die Einwohner Zimbabwes verbrauchen 4,6 Tg = 4,6 Millionen Tonnen CO2-C (16,9 Millionen Tonnen CO2) an Herdfeuern. Dies ist ein Anteil von 41% an den 41 Millionen Tonnen insgesamt verbrauchten CO2. Dies entspricht 3,65 Millionen Tonnen CO2 pro Kopf insgesamt und 1,5 Tonnen in Herdfeuern. In westeuropäischen Staaten sind die CO2 Emissionen pro Kopf im Bereich von 10 Tonnen, in den USA von 20 Tonnen, von denen nur ein kleiner Anteil auf erneuerbare Energien, der Hauptanteil aber auf fossile Brennstoffe entfällt. |
Derartige Zahlen wie 3,65 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr in Zimbabwe sind nicht notwendigerweise in Übereinstimmung mit offiziellen Daten von Energieagenturen und anderen statistischen Datenbanken, die z.B. Emissionen von einer Tonne pro Kopf und Jahr für Zimbabwe angeben. In den meisten Fällen jedoch sind die Daten vom privaten Feuerholzverbrauch nicht verfügbar und die Berechnungen beruhen z.B. auf dem Verbrauch von Ölprodukten. Andererseits gehört Feuerholz zumindest teilweise zu den erneuerbaren Energien und kann nicht direkt mit den CO2 Emissionen verglichen werden, die in Industriestaaten durch die Verbrennung fossiler Energieträger freigesetzt werden. Es bleibt daher eine große Unsicherheit hinsichtlich Afrikas Beiträgen zum Treibhauseffekt. |
Elmar Uherek - Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz Die Grundlagen für die Artikel Forschung und Kontext dieser Ausgabe basieren in erster Linie auf dem Buch "Climate change in Africa", herausgegeben von Pak Sum Low (2005) sowie Feldstudien, die von Lackson Marufu und Evans Kituyi in Zimbabwe und Kenia ausgeführt wurden, in Kooperation mit dem ACCENT Partner MPI Mainz. Die meisten der hier gezeigten Fotos wurden während dieser Feldstudien gemacht, die 1996 und 1997 stattfanden. Weiterhin danken wir Dr. Günter Helas vom Max-Planck-Institut für Chemie für das Zuverfügungstellen der Veröffentlichungen und zahlreiche Ratschläge bei der Entwicklung dieser Ausgabe. |