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3. Wie können wir den menschgemachten Klimawandel verhindern?

Sonderseite 2:
Umsetzung des Emissionshandels in Deutschland

 

 

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Die Bundesrepublik Deutschland folgt der EU-Richtlinie zur Einführung des Emissionshandels. Dies ist ein Schritt im Rahmen der Umsetzung des  Kyoto-Protokolls zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen.
In zwei Sonderartikeln werden die Position Deutschlands in der Welt und die nationale Einführung des Emissionshandels erklärt.

 

Emissionsrückgang in Deutschland

Die energiebedingten CO2-Emissionen in Deutschland sind im Jahre 2003 gegenüber dem Vorjahr um 0,4 % auf knapp 837 Mill. t gestiegen, so berichete das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung im März 2004. Dabei wurde doch in den Jahren zuvor schon so erfogreich reduziert, mehr als 15% gegenüber dem Basisjahr 1990. Wo liegen die Probleme?

 

CO2 Emissionen Deutschland gesamt

1. Entwicklung der CO2 Emissionen nach Quellen in Deutschland seit 1990
Graphik: Elmar Uherek, Quelle: Umweltbundesamt

Im Rahmen der Umsetzung des Kyoto-Protokolls hat sich die Europäische Union als Ganzes verpflichtet, die CO2 Emissionen in ihren Ländern um durchschnittlich 8% zu senken. Während in einigen Ländern der EU mehr emittiert werden darf, müssen andere überproportional deutlich einsparen. Hierdurch soll es eine gewisse Gerechtigkeit geben, bei der Wirtschaftskraft und bisherige Emissionen eingerechnet werden. Da Deutschland die höchste pro-Kopf-Emission unter allen EU Staaten hat (Stand 1999), haben wir uns auf 21% Reduktion bis zum Zeitraum 2008-2012 verpflichtet - als nationales Emissionsziel wuden 25% angestrebt. Was in den Jahren bis 2008 noch zu leisten ist, soll durch den Emissionshandel ab dem 01.01.2005 erreicht werden.

 

CO2-Emissionen nach Sektoren 
in Mio. Tonnen im Jahr 2002

Verursacher nach Sektoren

Mio.t

 %

Energieerzeugung /umwandlung  373,0 43,5
Industrie 109,1 12,7
Verkehr national* 172,6 20,1
Haushalte 119,9 14,0
Gewerbe, Handel, Diensleitungen 59,0 6,9

Summe energiebedingte Emiss.

833,6

97,2

Industrieprozesse

24,4 2,8

CO2-Emission insgesamt (in Mio. Tonnen): 
1990: 1014          2002: 858

*ohne internat. Luftverkehr
Quelle: Umweltbundesamt

 

Veränderung  der CO2- Emissionen 1990 - 2000
Quelle Mio t Mio t
V* [%]
Gesamt 
1014,8
859,1
-15,3
davon:
1990
2000
V* [%]
Energieumwandlung
440,6
362,7
-17,7
Industrie
197,4
144,5
-26,8
Verkehr
158,0
178,3
+12,8
Haushalte
128,4
113,7
-11,5
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen
90,4
59,8
-33,8
V* = Veränderung 1990 - 2000 in %
Daten aus: DIE ZEIT, Nr.50/5.12.2002, S.29

 

Reduzieren wir nachhaltig?

Die Grafik rechts zeigt, wie sich die Emissionen in einzelnen Bereichen entwickelt haben. Wir sehen zum einen, dass Emissionen im Verkehr seit 1990 trotz verbesserter Technik zugenommen haben, zum anderen, dass die Entwicklung auch nicht kontinuierlich ist. Die Wiedervereinigung der BRD und der DDR hat in den Folgejahren dazu geführt, dass viele Industrien und Energieerzeuger in den neuen Ländern, die einst hohe Mengen an CO2 freisetzten, geschlossen wurden. Etwa 50% der erreichten Reduktion sind damit keine Folge einer langfristigen Klimapolitik, sondern eines Umbruchs in Deutschland, der mit der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit und den sozialen Problemen so nicht gewollt war. Inzwischen ist es zur Stabilisierung gekommen. Die gewünschten 25% Reduktion bis 2005 sind nicht mehr erreichbar. Es muss darum gekämpft werden, die Verpflichtungen gemäß dem Kyoto-Protokoll einzuhalten.

 

CO2 Emissionen per Sektor

2. Entwicklung der CO2 Emissionen nach Sektoren
Grafik: Elmar Uherek, Daten: Umweltbundesamt
Bitte zum Vergrößern anklicken: 25 KB

 

Nationaler Allokationsplan

Emissionshandel soll dafür sorgen, dass die CO2-Emissionen am kostengünstigsten reduziert werden. Wer günstig weniger freisetzen kann, verkauft Emissions-Zertifikate an den, für den dies schwieriger ist. Bevor Zertifikate verkauft werden können, müssen sie aber zunächst verteilt werden. Von der Regierung werden an etwa 2400 Anlagen Zertifikate verteilt, mit denen sozusagen ein Startguthaben gegeben ist. Zertifikate sind wie eine neue Währung. Damit man handeln kann, muss Geld im Umlauf sein. Wer wie viele Rechte bekommt, berechnet sich nach Erfahrungsdaten aus der Zeit 2000-2002 und wird im Detail in einem sogenannten 'Nationalen Allokationsplan' festgelegt. (Allokation = Zuteilung)

 

 

Emissionserklärung

Ähnlich wie wir dem Staat in der Einkommensteuererklärung mitteilen, wie viel wir verdient haben, müssen die Betreiber der Anlagen eine 'Emissionserklärung' abgeben. Aus den Erklärungen für das Jahr 2000 wird ermittelt, wie die Emissionsrechte auf die Industrieanlagen (z.B. Raffinerien, Kokereien, Stahlwerke, ...) und Kraftwerke verteilt werden. Die Summe aller Rechte muss so angesetzt werden, dass die 21% Reduktion erreicht werden. Wer zwischen 1990 und 2000 schon freiwillige Minderungsleistungen erbracht hat (sog. 'early action'), muss in der ersten Handelsperiode 2005-2007 keine weiteren Minderungsmaßnahmen leisten. Werden die Emissionsvorgaben nicht eingehalten und der Betreiber einer Anlage kauft auch keine weiteren Emissionrechte, so sind pro zu viel ausgestoßener Tonne CO2 im Zeitraum 2008-2012 40 EUR Strafe zu zahlen, danach steigt der Betrag auf 100 EUR.

 

Um wie viel Reduktion geht es?

Die noch einzusparende Menge ist erstaunlich gering. Das Bundesumweltministerium spricht von 17 Mio. Tonnen. Hiervon sollen Energiewirtschaft und Industrie noch 10 Mio. t CO2 einsparen, die Rest verteilt sich auf private Haushalte, Verkehr und Gewerbe. Müssten weitere 6% von 1014 Mio t CO2 (1990) eingespart werden, wie dies die Grafik oben annehmen lässt, so wären dies etwa 60 Mio. Tonnen. Doch während sich der Emissionshandel zunächst nur auf CO2 bezieht, werden bei den erbrachten Leistungen auch die anderen Treibhausgase mitgerechnet. Auch hier wurde seit 1990 reduziert.

 

Rechnet man dies nun auf CO2-Einheiten um, so ergibt sich für den Zeitraum 2000-2002 eine mittlere Reduktion von 18,3% CO2-Einheiten. Bis zu den 21% gemäß Kyoto-Protokoll ist es also nur noch ein kleiner Schritt. Die Bundesregierung rechnet nun damit, dass auch ohne Emissionshandel die anderen fünf Treibhausgase weiter abnehmen werden, sodass nur noch etwa 17 Mio t auf das CO2 entfielen.

Die weltweite Emission an Kohlendioxid liegt bei etwa 26 Mrd. Tonnen pro Jahr. Bei den Einsparungen durch den Emissionshandel geht es also um weniger als ein Tausendstel dessen, was emittiert wird. Hierdurch wird klar: Die eingesparte Menge ist verschwindend gering. Der Gewinn für den Klimaschutz liegt zunächst sicherlich in der Einführung der Idee und Praxis, dass das Recht, die Umwelt zu verschmutzen, einen Geldwert bedeutet.

 

Treibhausgasemissionen Deutschland

3.  Treibhausgas-Emissionen in Deutschland
Bitte vergrößern! (30 K)

 

Billigflüge

4.  Niedrigpreise verleiten zu immer höheren Emissionen
Originalbild: freefoto.com

 

Kein Freifahrschein

Emissionshandel ist aber kein Mittel, den steigenden Energiekonsum jedes Einzelnen zu bremsen. Europas größte Niedrigpreis-Airline transportiert inzwischen über 15 Mio Passagiere jährlich durch die Luft. Ein Durchschnittsflug Frankfurt -> Rom (knapp 1000 km) erzeugt z.B. etwa 125 kg CO2 pro Passagier. Emissionshandel begünstigt die Verfahrensoptimierung, unseren Verbrauch sinnvoll beschränken, müssen wir nach wie vor selbst.

 

( Diese Seite wird nur in deutscher Sprache angeboten und ist nicht Bestandteil der Master-Version der Klimaenzyklopädie. )
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Author: Elmar Uherek, MPI for Chemistry - Mainz
last published: 2004-04-17

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