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Polargebiete
Zukunft der Arktis
Eisschmelze
Leben in der Arktis
     
 
Entwicklung der Polargebiete - November 2004

KLIMA AKTUELL

URL: http://www.atmosphere.mpg.de/enid/arktis

 

Die Zukunft der Arktis

Bericht der Tagesthemen vom 08.11.2004
 

 

Zukunft der Arktis
Klimakonferenz
Hintergrund
 

Am 08.11.2004 wurde der Bericht des Arctic Climate Impact Assessment (ACIA) veröffentlicht. ACIA bedeutet soviel wie 'Einschätzung des Klimaeinflusses auf die Arktik.'

 

Etwa 300 Wissenschaftler aus acht Anrainerstaaten der Arktis waren an dem Bericht beteiligt: Dänemark, Finnland, Island, Kanada, Norwegen, Russland, Schweden und die USA. Der Bericht warf in den Wochen zuvor, in denen vom großen Schmelzen in der Arktis die Rede war, seine Schatten voraus. Am 08.11. nun sendeten die Tagesthemen eine ausführliche Reportage über das Geschehen in der Antarktis und seine Hintergründe. Dieser Beitrag enthält den Originaltext und zahlreiche Abbildungen mit Erläuterungen aus dem ACIA Bericht.

Die Originalsendung kann abgerufen werden unter
www.tagesschau.de -> Sendungen - Archiv, 08.11.

 

Titelseite ACIA Report

Titelseite des ACIA Berichtes
 

Tagesthemen 08.11.2004

Ulrich Wickert am 08.11. in den Tagesthemen
Standbild vom Internet-Filmbeitrag
 

Die Erderwärmung geht schneller voran als bislang angenommen. Das haben Wissenschaftler in einer heute vorgelegten Untersuchung festgestellt. Und zwar warnten sie vor dramatischen Folgen für die Pegel der Weltmeere, da die durch menschliche Einflüsse verursachte Erwärmung der Arktis schneller voranschreitet als bisher erwartet. Das Eis schmilzt, so dass die Inuit, also die Eskimos, bald keine Iglus mehr bauen können.

 

Filmbeitrag (Tilmann Bünz): Die Inuit merkten es als erste, sie wohnen schließlich dicht am Nordpol. Wenn die Ureinwohner von Qaanaaq ganz oben in Grönland auf die Jagd gingen, mussten sie früher die kurze Zeit abpassen, in der das Meer eisfrei war. Doch die Abstände wurden in länger, das Eis taute schneller und fror später zu. Das kann man in Grad und Zentimeter belegen, der Klimawandel wird zur Tatsache.

 

Eingeborene

Die Eisschmelze in der Arktis könnte das Ende der Jahrhunderte alten Traditionen der heimischen Bevölkerung bedeuten. Tiere, die sie jagten und hielten, werden auf Dauer nicht überleben.
 

Stefan Rahmstorf

Prof. Stefan Rahmstorf

Klimaforscher Stefan Rahmstorf: "Es ist leider damit zu rechnen, dass sich die Arktis um weitere 4-7°C erwärmt, noch in diesem Jahrhundert und dass im Sommer der arktische Ozean dann praktisch eisfrei sein wird."

[Prof. Stefan Rahmstorf arbeitet am Potsdam Institut für Klimafolgeforschung. Weitere Informationen insbesondere zur Ozeanographie finden sich auf seiner Webseite: http://www.pik-potsdam.de/~stefan/]

 

Temperaturanstieg in der Arktis

Im weltweiten Mittel hat sich die Temperatur über die letzten 100 Jahre um etwa 0,6°C erhöht. In der Arktis aber (Abb. oben) war der Temperaturanstieg mehr als doppelt so hoch.
Bitte Abbildung zum Vergrößern anklicken! (52 K)
 

arktische Prognosen

Prognosen verschiedener Klimamodelle für die weitere Temperaturentwicklung nördlich des sechzigsten Breitengrades (in der Polarregion). Die Daten zeigen, dass wir das Abschmelzen des Grönlandeises langfristig erwarten dürfen, denn die weiter unten angesprochenen 3-6°C werden erreicht.
Bitte zum Vergrößern anlicken! (80 K)

 

Eisbedeckung

Eisflächen im Vergleich, September 1979 und September 2003. Grafik erstellt auf der Basis von Satellitenbildern.
Bitte zum Vergrößern anklicken! (60 K)
 

Um 3 Grad in nur einer Generation [gilt nur für bestimmte Orte, siehe Grafik] hat sich die Arktis erwärmt, weit schneller als der Rest des Globus. Das reichte aus um eine Fläche von fast einer Million Quadratkilometer aufzutauen, ein Gebiet so gross wie Frankfreich und Spanien, ein Viertel des arktischen Eises. Der Prozess schreitet wesentlich rascher voran, als noch vor 5 Jahren angenommen.

 

Die Liste der Veränderungen ist lang. Man kann bei den Eisbären beginnen. Sie leben auf dem Eis und wenn es verschwindet, verschwinden auch sie. Aber es geht nicht nur um exotische Tierarten in fernen Gegenden. Klimaforscher Terry Callaghan: "Was wir dort sehen, kommt später zu uns. Die Arktis ist das Frühwarnsystem der Welt."

 

Eisbären

Eisbären können ohne das arktische Eis nicht überleben.
Quelle: AWI Bremerhaven
  

erwarteter Eisrückzug

Der erwartete Rückzug des Eises um den Pol bis zum Ende des Jahrhunderts. Auf der Grafik nicht weiss dargestellt ist das grönländische Eisschild. Die massiven Gletscher werden über mehrere Jahrhunderte abschmelzen, der Meeresspiegelanstieg um 7 Meter also vielleicht 1000 Jahre brauchen.
Bitte zum Vergrößern anklicken! (120 K)
 

Grönland besteht zu 85% aus Eis. Wenn der Eissockel komplett schmelzen sollte, könnte der Wasserspiegel um fast 7 m steigen, weltweit. Dafür reicht es aus, dass die Temperaturen über die nächsten Jahrhunderte nur um 3-6°C anziehen. Es droht auch eine Veränderung der Meeresströme durch die großen Mengen an Schmelzwasser. In Nordeuropa könnte es kühler werden.
Klimaforscher Stefan Rahmstorf: "Der Golfstrom als Ganzes kann nicht abreißen. Nur sein verlängerter Arm, der Nordatlantikstrom ist gefährdet. Wenn er zum Erliegen kommt, würde keine neue Eiszeit entstehen, aber es könnte zu einer spürbaren regionalen Abkühlung im Nordatlantik vor allem um das europäische Nordmeer herum führen."

[siehe: Klima aktuell zum Film 'The day after tomorrow' -> Abrupte Klimaänderung]

 

Es wird Jahrzehnte dauern, zumindest einen Teil des ewigen Eises zu retten und nur, wenn es gelingt, den Prozess der globalen Erwärmung umzukehren. Eine Kraftanstrengung der Industrieländer im eigenen Interesse, denn das Eis an den Polkappen fungiert als ein Spiegel. Es wirft das Sonnenlicht zurück und schützt den Planeten vor Überhitzung. [Eis und Schnee haben wie auch Wolken eine hohe Albedo -> siehe ESPERE Artikel zur Albedo und Lichtreflexion]
Auch den Inuit wäre gedient. Was nützt es ihnen schon, wenn sie ganzjährig paddeln können, aber alle Eisbären und Eismeerrobben verschwunden sind.

[Ende des Beitrags]

 

Robbenjunges

Auch auf das Polareis angewiesen sind die Eismeerrobben.

Langzeittrend

LANGSAME REAKTIONEN: Die Abbildung zeigt, was passieren könnte, wenn die vom Menschen verursachten Emissionen an CO2 während der nächsten einhundert Jahre nicht mehr weiter ansteigen und schließlich fallen. Nachdem sich die CO2 Konzentration in der Atmosphäre stabilisiert hat, wird die Temperatur für ein weiteres Jahrhundert leicht ansteigen. Die Ausdehnung der Ozeane setzt sich noch lange fort nachdem die CO2 Emissionen reduziert wurden und das Abschmelzen der Eisgebiete wird auf Jahrhunderte hinaus zum Anstieg des Meeresspiegels beitragen.
Quelle: IPCC
Bitte zum Vergrößern anklicken! ( 48 kB)
 

Der letzte Abschnitt ist missverständlich. Wir können die globale Erwärmung nicht einfach umkehren, schon gar nicht innerhalb von Jahrzehnten. Hierzu ist das Klimasystem zu träge. Das einmal in die Luft eingebrachte Kohlendioxid verbleibt dort und wird nur ganz langsam über Jahrhunderte wieder im Kohlenstoff-Kreislauf aufgenommen. Die Abbildung links verdeutlicht, dass nach Erreichen eines Maximums in den CO2 Emissionen (braun) in den nächsten Jahrzehnten sich der CO2 Anteil der Luft (violett) genauso wie die Temperatur (rot) über Jahrhunderte auf hohem Niveau stabilisiert und nur sehr langsam fällt. Noch viel langsamer (dunkelgrün) reagiert der Meeresspiegel.

Was wir verhindern können, ist, dass die schlimmsten Prognosen wahr werden und die Temperatur sehr stark ansteigt. Hierzu sind allerdings Entscheidungen heute nötig und die Kohlendioxid-Emissionen in den nächsten Jahrzehnten werden über die Eisschmelze der nächsten Jahrhunderte entscheiden.

 

 

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ESPERE / ACCENT

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