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Entwicklung der Polargebiete - November 2004

KLIMA AKTUELL

Eisschmelze an den Polen

Aktuelle Berichte im November 2004

 

Zukunft der Arktis
Klimakonferenz
Hintergrund
 

Sowohl die Gletscher in Grönland als auch im West-Antarktischen Eisschild schmelzen derzeit schneller als erwartet.

Dies sagen die Ergebnisse der Forschungen der letzten beiden Jahre, die im Spätsommer und Herbst 2004 veröffentlicht wurden.*

Das vollständige Abschmelzen des West-antarktischen Eisschildes würde den Meeresspiegel um 4-6 m ansteigen lassen, das vollständige Abschmelzen des grönländischen Eispanzers um 7 m.

 

Ross Eisschelf

Ross Eisschelf
oben: Eisabbruch, NASA Satellitenbild
unten: Eiskante, Photo: John Anderson - Rice Unversity
 

Aufbau der Antarktis

Aufbau der Antarktis (modifiziert nach Bentley 1964)
Das westliche Eisschild bildet den kleineren Teil der Antarktis und ist gegenüber eines möglichen Abschmelzens weniger stabil als der Ostteil. Das Ross Eisschelf ( a' ) ist in den Photos links gezeigt.
 

  

Das Anwachsen oder Schrumpfen von Gletschern ergibt sich aus dem Gleichgewicht zwischen Schmelzvorgängen und Wachstum durch Neuschnee. Derzeit verlieren die beobachteten west-antarktischen Gletscher etwa 60% mehr Masse als sie durch Neuschnee wieder gewinnen können. Umgerechnet auf den Meeresspiegelanstieg ist dies ein Beitrag von etwa 0,2 mm pro Jahr. Die derzeitige Anstiegsrate insgesamt liegt bei 1,8 mm pro Jahr. Vor Augen halten müssen wir uns hierbei, dass der Hauptteil des Meeresspiegelanstiegs nicht durch Eisschmelze, sondern durch die Ausdehnung des Wassers infolge seiner Erwärmung begründet ist. Diese wird aufgrund der zunehmenden Erderwärmung ohnehin verstärkt.

 

Auch die Gletscher in den Randzonen des grönländischen Eisschildes verlieren im Moment etwa doppelt so schnell an Masse, wie dies für einen reinen Schmelzvorgang zu erwarten wäre. Ursache hierfür könnte die Durchfeuchtung mit Schmelzwasser sein, oder aber die Erwärmung des Wassers unterhalb der Gletscherzonen. Viele Gletscher laufen in die umgebende See aus.

Die Fläche des Schmelzbereiches 2002 betrug etwa 685.000 km2. Dies ist knapp doppelt so viel wie die Fläche der Bundesrepublik (352.000 km2) und mehr als zweieinhalb mal soviel wie die Schmelzfläche 1992. Im Jahr 1992 waren die Auswirkungen der globalen Erwärmung durch den Ausbruch des Mt. Pinatubo abgemildert. Somit reiht sich 2002 in die Serie der Rekordjahre 1991 und 1995.

 

Grönland Eisschild

In rot ist der Schmelzbereich des grönländischen Eisschildes dargestellt. Die Daten werden über satellitengestützte Mirkowellenmessungen ermittelt.
Vollbild: 75 K (bitte anklicken!)
Quelle: Arbeitsgruppe Konrad Steffen, University of Colorado, Boulder

 

Einzelne Gletscher in der Antarktis erreichen eine Wanderungsgeschwindigkeit von etwa 8 km pro Jahr, was als Maximalwert angenommen werden kann. Würde man derartige Extremwerte auf das gesamte Eisschild in Grönland und der Westantarktis anwenden, so würde das Eis in etwa 100 Jahren geschmolzen sein. Natürlich ist eine solche Rechnung nicht realistisch, da die meisten Gletscher bei weitem langsamer wandern und sich an manchen Stellen der Schmelzvorgang auch verlangsamt.

 

Es stellt sich die Frage, welche Vorgänge den Fluss der Gletscher begrenzen, warum es an manchen Stellen zu sehr schnellem Abschmelzen, an anderen wieder zur Verlangsamung kommt. Leider geben die verfügbaren Modelle, die z.T. auf Untersuchungen des Gletscherflusses aus vergangenen Eiszeiten beruhen, hierauf noch keine befriedigende Antwort.

 

Eissystem

Schema von in die See mündenden Gletschern
Quelle: Rice University
 

Der Rückzug von Eis ist ein allmählicher Vorgang und auch jährliche Anstiege des Meeresspiegels um die 2 mm sind nur mit großer Unsicherheit zu messen. Die derzeitig festgestellte Beschleunigung ist zu kurzfristig um Aussagen über einen Trend zu machen. Sie liegt aber über den Erwartungen bisheriger Modelle. Von daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass die bisherigen Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels, wie unten dargestellt, zu höheren Werten korrigiert werden müssen.

Ein sehr schnelles Abschmelzen des Grönlandeises erhöht auch wiederum die Gefahr eines Stillstandes im Nordatlantikstrom, der Warmluft nach Mittel- und Nordeuropa bringt. Diese Möglichkeit wurde im Zusammenhang mit einem 'Klima aktuell' zum Film 'The day after tomorrow' besprochen -> HIER KLICKEN.

 

Bisherige Szenarien für den möglichen Anstieg des Meeresspiegels. Eventuell ist die Realität schneller.
Quelle: Hamburger Bildungsserver, abgewandelt nach IPCC 2001
 

 

 

 

*Veröffentlichungen im Herbst 2004:

Thomas et al., Accelerated Sea-Level Rise from West Antarctica, Science 2004 306: 255-258
 
Steffen, K.; Nghiem, S. V.; Huff, R.; Neumann, G., The melt anomaly of 2002 on the Greenland Ice Sheet from active and passive microwave satellite observations, Geophys. Res. Lett., Vol. 31, No. 20, L20402

 

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