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Klimawandel im Unterricht 1
Klimawandel im Unterricht 2
4 Eisschmelze
Hintergrund Meeresspiegel
Experiment Schmelzwasser
Experiment Ausdehnung
Links Eisschmelze
UQ 3 Mai 07 Autos und Ozon
UQ 2 Mrz 07 Woher kommt Stadtluft?
Klimawandel 2007 IPCC spezial
UQ 1 Nov Dez 06 Partikel in der Luft
Spezial: Okt. 2006 Kommunikation
Nr 10 Sept. 2006 Afrikas Emissionen
Nr 9 Juli 06 Luftverkehr
Spezial: Juni 06 Klimagipfel
Nr 8 April 2006 Ozon & N2 Kreislauf
Nr 7 März 2006 Klimamodellierung
Nr 6 Feb. 2006 Saurer Regen
Nr 5 Jan. 2006 Ozeanischer Schwefel
Spezial: Nov 05 Ozzy Ozon
Nr. 4 Okt. 2005 Licht/Satelliten
Spezial: Sept 05 Wirbelstürme
Nr. 3 Sept. 2005 Methan/Energie
Spezial: Juli 05 Treibhaus Erde
Nr. 2 Juni 2005 Wald/Aerosole
Nr. 1 Mai 2005 Vegetation/ CO2
Impressum
     

Hintergrundwissen

Wie gefährlich ist der Meeresspiegelanstieg?

Im IPCC Weltklimabericht 2007 wurde die Prognose für den Meeresspiegelanstieg mit 18-59 cm Anstieg angegeben, für die letzte Dekade des 21. Jh im Vergleich zur letzten Dekade des 20. Jh. Ein mittlerer Wert von 40 cm über 100 Jahre hinweg erscheint wenig und ist weniger als im letzten Bericht aus dem Jahr 2001 prognostiziert wurde. Gibt es keine ernsthafte Gefahr?
 

Messtechnik

Für die Wissenschaft ist es keine leichte Aufgabe einen Meeresspiegelanstieg zu verfolgen und global zu skalieren, der sich nach 1-3 mm pro Jahr misst. Durch Landhebungen und unterschiedlich starke Erdgravitation fällt der Meeresspiegelanstieg auch nicht überall gleich aus.
 

Meeresspiegelschwankungen

Bild 1: Die Oberfläche der Ozeane ist nicht gleich dem mittleren Meeresspiegel. Gravitation und Ozeanströme verursachen Abweichungen. Quelle: NASA JPL

Die Messungen beruhen auf den Küstenpegeln und der erstaunlich genauen Höhenmessung durch Satelliten (Satellitenaltimetrie). Letztere bezieht sich auf den Erdmittelpunkt und ist daher nicht von Landhebungen beeinflusst aber von sehr exakter Kalibrierung abhängig. Die Küstenpegel haben allein durch Bewegung der Landmassen trotz Korrektur durch globale Geomodelle eine mittlere Unsicherheit von etwa 0,15 mm. Die Satellitenmessungen über die letzen 10 Jahre zeigen einen Anstieg von etwa 3±0,7 mm, implizieren also auch einen 25% Fehler.

Die bisherige Entwicklung

Für den Zeitraum von 1961 bis 2003 stieg der Meeresspiegel im globalen Mittel etwa 1,1 Millimeter pro Jahr. Hiervon waren vermutlich gut 60% durch Eisschmelze bedingt und 40% durch eine thermische Ausdehnung der Ozeane. Dies sind sehr grobe Vermutungen. Temperatur- und Klimamodelle erklären 25% des Anstieges durch eine thermische Ausdehnung und <50% durch Eisschmelze. Gut 25% bleiben unerklärt.
 

Satellit Topex Poseidon

Bild 2: Der TOPEX/Poseidon Satellit überstreicht denselben Bereich des Ozeans aus 1336 km Höhe im Abstand von 10 Tagen und vermisst die Meeresoberfläche. Quelle: NASA JPL

Veränderung Meeresspiegel Satellitendaten

Bild 3: Jährliche Veränderung des Meeresspieges von 1993 bis 2003, basierend auf Satellitenmessungen. Quelle: IPCC AR4 2007, Fig. 5.15

Für das letzte Jahrzehnt in diesem Zeitraum vollzog sich der Anstieg des Meeresspiegels schneller, etwa 2,8 Millimeter pro Jahr. Auch die Messmethoden wurden genauer. Für diese Zeit werden knapp 60% auf die thermische Expansion zurückgeführt und gut 40% auf die Eisschmelze. Ozeanströmungen, Salzgehalt, regionale Temperaturen und Frischwassereintrag bewirken aber, dass bei so kleinen globalen Änderungen lokal der Anstieg um ein mehrfaches höher sein kann oder dass der Meeresspiegel lokal auch sinken kann.
 

Die historische Einordnung

Denkt man in erdgeschichtlichen Zeiträumen, so sind Schwankungen des Meeresspiegels im zweistelligen Meterbereich nicht ungewöhnlich. Als während der Eiszeit dicke Eisschilde weite Teile des Festlandes der gemäßigten Breiten bedeckten, lagerte ein guter Teil des Ozeanwassers auf Land.
 

Vor etwa 21.000 Jahren setzte das große Schmelzen ein und seitdem ist der Meeresspiegel wahrscheinlich um etwa 120 m gestiegen. Vor etwa 2000 bis 3000 Jahren fand der Anstieg ein Ende und die Menschheit der Neuzeit baute ihre Städte ans Wasser, das bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr gestiegen ist. Nun ändert sich dies wieder durch den Klimawandel und wir sorgen uns um die Welt, an die wir uns gewöhnt haben.
 

Eisbedeckung vor 20000 Jahren

Bild 4: Eisbedeckung der Kontinente vor etwa 20.000 Jahren. Quelle: University of Arizona

Die Prognose für thermische Ausdehnung und Schmelze von Landeis (ohne Eisschilde)

Im IPCC Weltklimabericht 2007 hat man im Gegensatz zu 2001 für die Zukunftsprognose des Meeresspiegelanstieges Daten herangezogen, die auf relativ sicheren wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Die Abschätzungen zur Eisschmelze auf Grönland hingegen habe eine so hohe Unsicherheit, dass man davon abgesehen hat, diesen möglichen Beitrag in die in den Medien viel zitierte „Zusammenfassung für Politiker“ einzubeziehen.
 

IPCC Meeresspiegel Trend

Bild 5: Entwicklung des Meeresspiegels im globalen Mittel. Abschätzungen der Vergangenheit (grau), Aufzeichnungen von Pegelstationen (rot), Satellitendaten (grün) und Prognosen für die Zukunft nach dem SRES A1B Szenario sind in einer Grafik zusammengestellt. Quelle: IPCC AR4 2007, FAQ 5.1 Fig.1

Die Prognose eines Anstiegs von 18-59 cm über 100 Jahre bedeutet daher nicht, dass 59 cm die wahrscheinliche Obergrenze ist. Aus den Simulationen zur thermischen Ausdehnung der Meere und der Schmelze von Landeis, das nicht zum grönländischen oder antarktischen Eisschild gehört, resultiert ein Anstieg von etwa 4 mm pro Jahr. Bei der gegebenen Unsicherheit der Modelle ist man damit bei den Prognosen von 18-59 cm über 100 Jahre, mir regionalen Abweichungen vom globalen Mittel von ±15 cm.
 

Unsicherheitsfaktor Grönland und Antarktis

Man nimmt an, dass für die den Zeitraum 1993 bis 2003 jeweils 0,2 mm der 2,8 mm Meeresspiegelanstieg auf geschmolzenes Grönlandeis und antarktisches Eis zurückgehen, 0,8 mm hingegen auf Eisschmelze außerhalb der polaren Eisschilde und 1,6 mm auf thermische Ausdehnung. Für die Zukunft gibt es bislang keine Modelle, die einigermaßen zuverlässige Aussagen darüber erlauben, wie weit der Masseverlust in den Eisschilden Grönlands und der Antarktis zum Anstieg des Ozeans beitragen könnte. Beobachtungen zeigen, dass die Flussgeschwindigkeit der äußeren Ränder in Richtung Meer entgegen früheren Hypothesen stark schwanken kann.
 
 

Änderungen der Temperatur an der Oberfläche mögen tausende von Jahren benötigen, um sich am Gletschergrund auszuwirken. Sickerwasser in einer Gletscherspalte kann Prozesse am Boden des Gletschers innerhalb von Minuten auslösen. Massenverluste am unteren Gletscherrand in der Nähe des Eisschelfs sind kaum zu vermessen. Solange die Gletscher sich nicht stetig bewegen, sondern mit starken nicht berechenbaren Schwankungen, erscheint es unmöglich befriedigende Vorhersagen zu machen, wie viel von ihnen wann im Ozean verschwinden wird. Noch nicht ausgereifte Modelle zur Massenbilanz der Eisschilde schätzen einen positiven Beitrag zum Meeresspiegel in Grönland von 1-12 cm über 100 Jahre und durch stärkeren Schneefall einen negativen Beitrag von 2-14 cm in der Antarktis.
 

Eisschilde Randzone

Bild 6: Die Schmelzbereiche in den Randzonen der Eisschilde sind kritische Zonen. Eine Destabilisierung kann sowohl durch abbrechendes Schelfeis erfolgen, als auch durch Sickerwasser, das durch Spalten zum Gletscherboden dringt. Die hier ablaufenden Vorgänge sind messtechnisch kaum zu erfassen. Quelle: NASA GSFC

Nichtlineare Prozesse

Bisherige Berechnungen deuten darauf hin, dass ab einer bestimmten Temperatur das Gleichgewicht von Wachstum der Eisschilde durch Schneefall und ihrer Schmelze derart kippen kann, dass eine vollständige Schmelze nicht mehr zu verhindern ist. Dies gilt für Grönland und die Westantarktis. Eine solche Temperatur könnte noch in diesem Jahrhundert erreicht werden. Die Schmelze jedoch würde sich dann über mehrere hundert Jahre hinziehen, während der der Meeresspiegel um mehrere Meter steigen würde.
 

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last updated 24.06.2008 | © ACCENT - Atmospheric Composition Change 2013